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Das aktuelle Marktgeschehen im Blick
Mittwoch, 10.12.2025
Am Montag verschickte Netflix E-Mails an seine Kunden. Darin kündigte der Streaminganbieter an, Warner Bros. inklusive Film- und Fernsehstudios, HBO Max und HBO übernehmen zu wollen. Doch diese Nachricht war bereits am selben Tag überholt. Fast zeitgleich wurde bekannt, dass Paramount Skydance ein Angebot über 108,4 Mrd. US-Dollar für Warner Bros. abgegeben hat – deutlich mehr als die rund 72 Mrd. US-Dollar des zuvor vereinbarten Netflix-Gebots.1 Im Zuge des sich anbahnenden Bieterwettstreits legte die Warner-Aktie zu.
Brisant ist dabei nicht nur die Höhe des Angebots, sondern auch der Kreis der Unterstützer. Hinter der Offerte stehen unter anderem die Familie Ellison, Jared Kushners Investmentfirma sowie Staatsfonds aus Saudi-Arabien, Katar und Abu Dhabi. Da Kushner der Schwiegersohn des US-Präsidenten Donald Trump ist, warnen Ethikexperten vor möglichen Interessenkonflikten – zumal Trump angekündigt hat, das Netflix-Gebot genau prüfen zu wollen.2 Parallel dazu wurde in Kalifornien eine Sammelklage von Verbrauchern eingereicht, die den Netflix-Deal wegen möglicher Wettbewerbsbeschränkungen im Streamingmarkt stoppen soll.3 Für Anleger bleibt die Unsicherheit somit hoch, denn rechtliche und politische Risiken können den Ausgang des Bieterkampfs und die Bewertung aller beteiligten Unternehmen spürbar beeinflussen.
Am Mittwochabend richtet sich der Blick dann auf die US-Notenbank (Fed). Laut dem FedWatch-Tool rechnen die Märkte mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 90 % mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte.4 Gleichzeitig zeigt sich die Fed intern gespalten. Während die Inflation weiterhin deutlich über dem Zielwert von 2 % liegt, mehren sich die Anzeichen für eine Abkühlung am Arbeitsmarkt. Einige Entscheidungsträger warnen vor erneutem Preisdruck, andere betonen die Risiken für Beschäftigung und Wachstum.5 Für Anleger dürfte daher die Begleitkommunikation der Fed – insbesondere Hinweise darauf, wie der Zinskurs im Jahr 2026 weitergehen könnte – entscheidend sein.
Quellen:
1 Reuters (https://www.reuters.com/legal/transactional/paramount-makes-1084-billion-bid-warner-bros-discovery-2025-12-08/)
2 Reuters (https://www.reuters.com/legal/transactional/kushner-role-bid-warner-bros-raises-ethical-questions-experts-say-2025-12-08/)
3 Reuters (https://www.reuters.com/legal/government/netflix-faces-consumer-class-action-over-72-billion-warner-bros-deal-2025-12-09/)
4 CME Group (https://www.cmegroup.com/markets/interest-rates/cme-fedwatch-tool.html), Stand: 10.12.2025.
5 Reuters (https://www.reuters.com/business/wall-st-futures-flat-fed-decision-looms-nvidia-gains-2025-12-09/)
Das Jahr 2026 bietet gute Voraussetzungen für Aktienanleger. Die Finanzmärkte werden voraussichtlich weiterhin von günstigen Bedingungen profitieren, was das Wachstum unterstützt. Weltweit rechnen Fachleute mit soliden Entwicklungen – vor allem durch Investitionen in Zukunftstechnologien wie KI. Der Boom in diesem Bereich treibt die Nachfrage nach digitaler Infrastruktur und eröffnet Chancen für Unternehmen, die in neue Technologien investieren.
USA: Die Bewertungen sind hoch, daher erwarten wir keine großen Sprünge. Das Gewinnwachstum dürfte bei den großen Indizes der wesentliche Renditetreiber im Jahr 2026 sein. Dennoch bleiben Sektoren interessant, die vom KI-Investitionszyklus profitieren. Für Anleger außerhalb des Dollarraums kann eine Währungsabsicherung sinnvoll sein, da eine weitere Abschwächung des Dollars zum Euro erwartet wird.
Europa: Auch wenn die Wertentwicklung im Jahr 2025 positiv war, die Gewinnentwicklung war es nicht. Der starke Euro hat, neben anderen Faktoren, zu deutlich gesunkenen Gewinnerwartungen geführt, vor allem bei Unternehmen mit starken Umsätzen im Dollarraum. Für 2026 erwartet der Markt erneut ein deutliches Wachstum der Unternehmensgewinne. Es besteht jedoch die Gefahr, dass sich das 2025er Szenario durch einen weiterhin starken Euro wiederholt und somit das Gewinnwachstum erneut schwächer als erwartet ausfällt. Vorteilhaft erscheint daher insbesondere das Investment in heimische Unternehmen, die von Infrastrukturprogrammen und Initiativen zur technologischen Autonomie profitieren.
Schwellenländer: Hier sehen wir die größten Potenziale. Niedrigere Zinsen, ein schwächerer US-Dollar und deutliche technologische Fortschritte – besonders in Asien und China – sprechen für eine stärkere Gewichtung dieser Märkte.
Japan: Politische Stabilität und wirtschaftsfreundliche Reformen machen den Markt attraktiv. Besonders interessant sind Unternehmen aus den Bereichen KI, Halbleiter und Unternehmensreformen.
Unser Fazit: Aktien bleiben auch 2026 ein wichtiger Baustein für den Vermögensaufbau. Wer breit streut und auf Zukunftstrends setzt, kann von den attraktiven Chancen profitieren. Dennoch gilt: Hohe Bewertungen und geopolitische Risiken machen ein sorgfältig ausgewähltes Vorgehen unverzichtbar.
Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Zum Autor: Stephan Kemper ist Chefanlagestratege und leitet ein Team von hochmotivierten Investmentprofis. Er ist Teil des Teams, das für die Entwicklung der globalen Anlagestrategie und der strategischen Asset-Allokation für die Wealth Management- und Privat Banking-Einheiten von BNP Paribas weltweit zuständig ist.
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