Unsicherheit ist weiter das vorherrschende Gefühl beim Blick in die nahe Zukunft. Die nationale Lage in Deutschland, aber auch die globale Lage, ist nach wie vor von Krisen geprägt. Krieg, Inflation, Stagnation, Rezession oder auch Demokratiemüdigkeit lauten die Schlagworte. Was denken die privaten Anleger über die weitere Entwicklung der Wirtschaft und der Börse? Sind sie pessimistisch oder zeigt sich auch Optimismus? Der Consorsbank Kundenseismograph zeigt die Stimmung und hilft auch bei der Einordnung der eigenen Perspektive.
Verglichen mit dem Kundenseismograph aus dem ersten Quartal diesen Jahres zeigt sich die Stimmung nur leicht verändert – mit positiven wie negativen Tendenzen. So ist das Lager der Pessimisten, die auf Sicht der kommenden 12 Monate ein sinkendes Wirtschaftswachstum in Deutschland erwarten, wieder kleiner als das der Optimisten, die von einem konstanten oder steigenden Wachstum ausgehen. Beim Blick auf das weltweite Wirtschaftswachstum stellen die Pessimisten indes noch die Mehrheit. Das Lager schrumpfte zum Vorquartal jedoch um 6 Prozentpunkte. Die Erwartungen an die Börsenentwicklung sind nahezu unverändert zur Umfrage für das erste Quartal. Rund ein Drittel geht von sinkenden oder deutlichen sinkenden Kursen im Dax, wie auch an den weltweiten Märkten, aus. Mit Stagnation bzw. steigenden Kursen rechnet ebenfalls ungefähr je ein Drittel der Anleger.
Wenig Bewegung ist auch bei der Einschätzung von Arbeitslosigkeit und Inflation zu beobachten. Wie im Vorquartal geht gut die Hälfte von konstanten Zahlen bei den Jobsuchenden aus. 36 Prozent rechnen mit einer Zunahme, 16 Prozent mit einer Abnahme. In Sachen Inflation glauben 80 Prozent an ein weiteres Anziehen der Preise. In der Umfrage zum Beginn des Jahres waren es bis auf einen Prozentpunkt Unterschied genauso viele. Beim persönlichen Einkommen trübt sich die Erwartung für die kommenden Monate etwas ein. Hier gehen jetzt 27 Prozent von einem sinkenden oder gar deutlich sinkenden Niveau aus. Im Vorquartal war der Anteil noch drei Prozentpunkte kleiner.
Angaben mit Rundungsdiffernzen.
Hinweis: Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Die Stimmungsindikatoren zeigen die Differenz der Anzahl der Investoren mit positivem und negativem Ausblick bezogen auf die einzelnen abgefragten Bereiche. Ein positiver Indikatorwert signalisiert demnach, dass mehr Investoren von einer steigenden oder deutlich steigenden Kennzahl ausgehen, als von einer sinkenden. Die im vergangenen Quartal eingeleitete Trendwende bei allen Indikatoren hat sich demnach nicht umgekehrt. Bei der Inflation ist die deutlich positive Entwicklung, die sich bereits seit drei Quartalen zeigt, jedoch erstmal zum Erliegen gekommen.
Ein steigender Wert bei Arbeitslosigkeit und Inflation ist im Gegenteil zu den anderen ermittelten Kennzahlen ein negatives Signal.
Ein steigender Wert bei Arbeitslosigkeit und Inflation ist im Gegenteil zu den anderen ermittelten Kennzahlen ein negatives Signal.
„Die sich schon zum Jahreswechsel abzeichnende Erholung setzt sich fort. Es ist aber zu früh, von einer generellen Trendwende zu sprechen. Steigende ökonomische Unsicherheiten und ein möglicher Investitionsbedarf in Immobilien könnten Investoren dazu veranlassen, ihre „Vorsichtskasse“ mit kurzfristig verfügbarer Liquidität aufzustocken. Darüber hinausgehende Liquidität kann weiterhin in langfristig gehaltene und diversifizierte Aktienportfolien investiert werden, hat doch die wissenschaftliche Forschung mit den Daten von über 100 Jahren gezeigt, dass Aktienmärkte langfristig deutlich höhere – risikoadjustierte – Renditen versprechen als Anleihemärkte“, sagt Professor Steffen Meyer, einer der Entwickler des Kundenseismographen.
Wir zeigen Ihnen nicht nur, was die Anleger über die Märkte denken. Wir bieten auch einen Überblick, welche Aktien, Fonds und ETFs bei unseren Kunden im vergangenen Monat besonders gefragt waren – bei Einzelkäufen wie bei Sparplänen.
Der Kundenseismograph ist eine quartalsweise Blitzumfrage, für die nach dem Zufallsprinzip 5.000 Kundinnen und Kunden der Consorsbank ausgewählt und eingeladen werden. Die Teilnahme ist anonym. Der Seismograph beinhaltet wiederkehrende Fragen zu den Erwartungen und Einschätzungen der Märkte und der Wirtschaft und wird ergänzt um aktuelle Trendthemen.
Das Format wurde von Prof. Dr. Steffen Meyer und Prof. Dr. Charline Uhr in Zusammenarbeit mit der Consorsbank entwickelt.
* Prof. Dr. Steffen Meyer ist Professor für Finanzen an der Universität von Aarhus in Dänemark und affiliiert mit dem Danish Finance Institute. In seiner Forschung untersucht er die Investitions- und Konsumentscheidungen von privaten und professionellen Anlegern auf Kapitalmärkten.
Prof. Dr. Charline Uhr ist tenure track Professor für Finanzen an der Universität von Süddänemark (SDU) in Odense und affiliiert mit dem Danish Finance Institute. Ihre Forschungsschwerpunkte untersuchen den Einfluss von Risiko und Unsicherheit sowie psychologischen Faktoren auf Anlageentscheidungen.
Prof. Uhr sagt: „Private Haushalte haben einen großen und nicht zu unterschätzenden Anteil am Marktgeschehen und der Wirtschaftsentwicklung. Dennoch werden in den Medien meist die Erwartungen von Experten aus Banken und Unternehmen diskutiert. Der Kundenseismograph bietet den Erwartungen von Privatinvestoren Raum und eine objektive Plattform. Von großem Wert werden dabei insbesondere die Veränderungen der Erwartungen über verschiedene Befragungswellen sein. Ganz wie bei einem klassischen Seismographen, können so Erschütterungen und Ängste frühzeitig aufgezeigt werden.“
Daten zum Kundenseismograph aus zurückliegenden Quartalen finden sich hier.