Vor knapp 20 Jahren endete der Börsen-Hype am Neuen Markt. Was wurde aus den damaligen Börsenstars – und was können wir heute daraus lernen?
Am 5. Juni 2003 wurde der Neue Markt geschlossen – drei Monate nach dem letzten Handelstag.
Vor 20 Jahren waren 337 Unternehmen im Nemax gelistet, ein letzter Rekordwert. Der Index war längst dem Ende geweiht. In den Tec-Dax-Vorläufern Nemax All Share und Nemax 50 tummelten mitten im ersten Internetboom unzählige Versprechen und Geschäftsmodelle, die kaum jemand so richtig verstand. Viele Unternehmer und Anleger verdienten kurzzeitig viel Geld – oder verloren es. So schnell der Aktienhype viele reich gemacht hatte, so schnell brachen die Kurse wieder ein. Wir blicken zurück auf die Zeit und fragen, was aus den Börsenhelden von damals geworden ist – und was im heutigen Börsenboom vielleicht anders ist.
Im großen Anwesen war er schon vor dem Erfolg zuhause. Tan Siekmann wuchs auf der 1189 erbauten Ritterburg Lichtenfels in der hessischen Provinz auf. Seine Eltern waren Unternehmer, sahen seinen Ehrgeiz und verkauften dem 16-jährigen Sohn ihr Tochterunternehmen Biodata zum symbolischen Preis von einer Mark. Biodata entwickelte erst Software-Lösungen, etwa für Arztpraxen, später Netzwerkkomponenten.
Im Jahr 2000 brachte Siekmann das Unternehmen an den Neuen Markt. Der Kurs der Aktie stieg am ersten Tag von 45 Euro auf mehr als 300 Euro: Siekmann war ein Star. Zwischenzeitlich wurde sein Unternehmen mit mehr als zwei Milliarden Euro bewertet – da lag der Umsatz bei etwas mehr als 20 Millionen Euro. Dann kam der tiefe Fall. Im November 2001 musste die Biodata AG Insolvenz anmelden.
Seitdem macht es Siekmann eine Nummer kleiner. Mit einigen Mitarbeiter wirkt er heute von der Burg Lichtenfels aus, erst mit Blutzuckermessgeräten, später dann in erneuerbaren Energien. Kürzlich berichtet die Lokalpresse aufgeregt vom Engagement des Neuen-Markt-Helden bei einem Windkraftprojekt. Ein bisschen vom alten Glanz ist geblieben beim Mann mit der Ritterburg.
In einem Berliner Hinterhof gründete Paulus Neef kurz nach dem Mauerfall seine Multimediaagentur Pixelpark, baute schon Internetseiten, als die meisten Menschen in Deutschland das Wort Internet noch nie gehört hatte. Was er anpackte, gelang, und der junge Mann ließ den Erfolg spielend leicht erscheinen. „Manchmal hatte ich das Gefühl, ich könnte über Wasser gehen“, sagte Neef einmal rückblickend. Das Manager Magazin nannte den Posterboy des Neuen Markts einen „begnadeten Verkäufer“. Neef machte Pixelpark zum Milliardenunternehmen.
Doch dann kam der Absturz, die Trennung vom Unternehmen im Streit. Neef änderte sein Leben, auch wegen zwei Bandscheibenvorfällen. Statt 18-Stunden-Tage achtete er auf seine Ernährung und entdeckte Yoga. 2015 erzählte er von seiner Wandlung und von Plänen für den Aufbau einer Yoga-Kette. Über eine Finanzierungsplattform sammelte er bei Kleinanlegern eine Anschubhilfe von knapp 200.000 Euro ein. Bis 2020 sollen rund 20 Studios eröffnen. Der Plan scheiterte, das Geld der Investoren ist weg.
Ein Zentrum des Hypes: die Firmenzentrale von EM.TV.
Thomas Haffa hat seinen Aufstieg und den Luxus immer zelebriert. Innmitten der Hopfenfelder der Holledau aufgewachsen, schmiss er vor dem Abitur die Schule, ging nach München und hatte, berichtete er später, mit 22 die Erleuchtung, als er ein Video der Muppets-Show sah. Er stieg in Leo Kirchs Rechteimperium ein und wurde vom Münchner Vorort Unterföhring aus mit EM.TV zu einem Global Player. Nach dem Börsengang explodierten die Kurse förmlich, Haffa kaufte mit seinem Brüder Florian, Finanzvorstand bei EM.TV, mächtig ein, sicherte sich Rechte von Muppets. Flintstones und Formel 1. Der immer bestens gebräunte Haffa zeigte sich und seinen Luxus, wann immer es ging.
Als die Aktie rasant an Wert verlor, das Unternehmen Milliardenverluste machte und Haffa schließlich als Vorstandsvorsitzender zurücktrat, da hatte er wohl viele Millionen längst durch rechtzeitige Aktienverkäufe in Sicherheit gebracht. Später wurden die Haffa-Brüder zu Geldstrafen wegen falscher Unternehmensmeldungen verurteilt. In den vergangenen Jahren ist es medial ruhig geworden um Thomas Haffa. Den Insignien des Aufstiegs ist er aber treu geblieben – etwa als Geschäftsführer einer kleinen Münchener Fluggesellschaft und als Betreiber eines Yachthandels.
Es gibt die Geschichten von Gestalten, die nach dem Absturz der seriösen Karriere den Weg auf die Showbühne suchen. Bei Rudolf Zawrel war es andersherum. Der gebürtige Österreicher sang in den 1970er-Jahren unter dem Pseudonym „Daniel David“ mit blonder Föhnfrisur und weit aufgeknöpftem Hemd Schnulzen wie „Hier geht mein Weg zu Ende“. Als es mit dem echten Durchbruch nicht klappte, ging Zawrel zurück zu seinen eher technischen Wurzeln. Als junger Erwachsener hatte er einst Energieanlagenbauer gelernt. 1996 gründete er den Internetprovider IPF.NET, der im August 1999 an die Börse ging. Er galt als einer der Stars der Szene, die – so wie das im Schlager üblich ist – den schmachtenden Fans manches versprachen. Doch ein Jahr nach dem Börsengang war der Traum zu Ende. Im August 2000 meldete die Gigabell AG Insolvenz an, als erstes Unternehmen des Neuen Marktes. Zawrel hatte die Finanzmittel rasant verbrannt, später wurde er wegen Insiderhandel und Insolvenzverschleppung zu 22 Monaten auf Bewährung verurteilt. Heute lebt Zawrel zurückgezogen in der Nähe von Marbella.
Nemax 50 und Nemax All Share sind Geschichte. Aber die Börse boomt. Die Zinsen sind niedrig, das Preisniveau beim Immobilienmarkt der Metropolregionen seit Jahren rasant gewachsen. Im Jahr 2020 investierten 12,4 Millionen Menschen in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs. Das sind 2,7 Millionen mehr als 2019 – und fast so viele wie damals um die Jahrtausendwende.
Ende der 1990er Jahre investierten viele in Aktien, von denen sie nichts wussten – allein die Auflistung am damaligen Index Neuen Markt oder ein vielversprechender Name wie Biodata schien zu reichen, alles stieg, man konnte doch überall gewinnen, oder?
Wer heute am Wertpapiermarkt investieren will, aber das Risiko von Einzelwerten scheut, dem raten Experten zu einem Einstieg mit gemanagten Fonds oder zu günstigeren ETF, die Indizes abbilden, ohne dass ein Fondsmanager aktiv ist.
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