Risikomanagement: Vermeiden Sie Klumpenrisiken im Portfolio!

13.05.2025   Lesezeit: ca. 5 Minuten
 

An der Börse herrscht ein ständiges Auf und Ab. Aktienkurse schwanken mal mehr, mal weniger stark. Dadurch kann sich der prozentuale Anteil einzelner Wertpapiere am Portfolio im Laufe der Zeit verändern. Einzelne Positionen gewinnen an Gewicht, andere verlieren an Bedeutung. Dadurch entstehen Klumpenrisiken – also eine zu starke Abhängigkeit von einzelnen Wertpapieren oder Anlageklassen –, die das Gesamtrisiko des Portfolios erhöhen.

Frau im rosa Anzug mit blonden Haaren und Brille sitzt auf Treppenstufen und blickt nachdenklich lächelnd auf ihr Smartphone, dass sie vor sich in den Händen hält
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Risikomanagement durch Rebalancing

Ein effektives Mittel, um diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken, ist das Rebalancing. Dabei wird das Portfolio regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst: Übergewichtete Positionen werden reduziert, untergewichtete aufgestockt. Ziel ist es, die ursprünglich definierte Vermögensaufteilung wiederherzustellen und damit die Risikostruktur des Portfolios zu stabilisieren.

Rebalancing kann sowohl auf Ebene ganzer Anlageklassen (z. B. Aktien vs. Anleihen) als auch innerhalb einer Klasse (z. B. verschiedene Aktienwerte) erfolgen. Besonders nach starken Kursanstiegen – etwa wenn eine einzelne Aktie deutlich zulegt – kann deren Anteil am Gesamtvermögen unverhältnismäßig groß werden. Ebenso kann ein starker Kursrückgang das Verhältnis innerhalb des Portfolios verschieben. In beiden Fällen droht ein Klumpenrisiko.

Durch gezielte Umschichtungen kann die ursprünglich geplante Portfoliostruktur wiederhergestellt werden. Somit kann Rebalancing dazu beitragen, das angestrebte Renditeziel zu erreichen, ohne das individuell definierte Risikoprofil bzw. tolerierbare Risiko zu überschreiten und ist damit ein zentraler Bestandteil des Risikomanagements.

3 Facts:

  • Mit dem Risikomanagement durch Rebalancing sollen Klumpenrisiken im Depot vermieden werden.
  • Dazu sollte das Depot regelmäßig überprüft und gegebenenfalls umgeschichtet werden.
  • Rebalancing bietet die Möglichkeit, das Depot entsprechend der Anlagestrategie im Gleichgewicht zu halten.

Rebalancing in regelmäßigen Abständen durchführen

Ob die Aufteilung des Portfolios noch den eigenen Anlagezielen entspricht, sollte regelmäßig überprüft werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass beim Umschichten Transaktionskosten anfallen und Kursgewinne meist versteuert werden müssen. Je häufiger Käufe und Verkäufe stattfinden, desto größer ist der Einfluss der Ordergebühren auf die Depotperformance.

Die Überprüfung erfolgt idealerweise immer zu einem festen Zeitpunkt, beispielsweise zum Quartals- oder Jahresende. Umschichtungen werden in der Regel dann vorgenommen, wenn sich die prozentualen Anteile im Depot zum Stichtag verändert haben. Positionen, deren prozentualer Anteil am Gesamtdepot höher ist als in der Anlagestrategie festgelegt, werden reduziert. Dies geschieht, indem so viele Anteile verkauft werden, bis das ursprünglich festgelegte Verhältnis wieder erreicht ist.

Ist der prozentuale Anteil einer Position unter den in der Anlagestrategie festgelegten Wert gesunken, kann nachgekauft werden. Dies dient dazu, den ursprünglichen Anteil wieder zu erreichen. Unter Umständen kann es aber für die Portfolio-Performance auch sinnvoll sein, nur Werte nachzukaufen, die sich seit der letzten Überprüfung unterproportional entwickelt haben. Werte, die bislang gut gelaufen sind, bleiben dagegen im Depot. Dieses Vorgehen setzt aber voraus, dass ausreichend Liquidität vorhanden ist, da kein Kapital durch eventuelle Verkäufe freigesetzt wird.

Die Berechnung, wie viele Wertpapiere verkauft oder nachgekauft werden, kann manuell oder mit Hilfe von Berechnungstools erfolgen. Die Depotauswertung der Consorsbank unterstützt Sie bei der detaillierten Analyse Ihrer Vermögensentwicklung sowie beim Risikomanagement.

Auf den Markt reagieren

Ein Vorteil eines regelmäßigen Rebalancing ist der teilweise Verkauf von Werten, die besonders stark gestiegen sind. Es werden also Gewinne mitgenommen und gleichzeitig Werte nachgekauft, die sich bisher nicht so gut entwickelt haben. So wird das Portfolio im Gleichgewicht gehalten und antizyklisch investiert. Durch das Vorgehen nach streng objektiven Kriterien wird ein emotionales Handeln, das häufig zu Fehlern und damit zu Verlusten führt, weitestgehend ausgeschlossen.

Beispiel Zollstreit: USA-Anteil im Portfolio reduzieren?

Zusammen mit dem regelmäßigen Rebalancing sollte auch die Aufstellung des Portfolios überprüft werden. Stimmt die Aufteilung der Anlageklassen z. B. Aktien und Anleihen noch mit der persönlichen Risikobereitschaft überein? Hat sich an der Einschätzung zu bestimmten Regionen etwas geändert? Die Überprüfung bietet die Möglichkeit, auf grundlegende Markveränderungen zu reagieren. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Zollpolitik der USA. Deren Auswirkungen betreffen neben den Handelspartnern auch die USA selbst. Die US-Großbanken Goldman Sachs und JP Morgan rechnen inzwischen mit einer Wahrscheinlichkeit von 45 % bzw. 60 % für eine Rezession in den USA.1

Im Hinblick darauf kann überlegt werden, den USA-Anteil im Portfolio zu verringern. So machen beispielsweise im MSCI World Index Unternehmen aus den USA einen Anteil von 72 % aus (Stand: 31.03.2025).2 Trugen US-Unternehmen in den Jahren 2022 und 2023 noch maßgeblich zur positiven Performance des Index bei, hat sich das Bild inzwischen gewandelt. Eine mögliche Alternative zum aktuell 1.352 Werte3 umfassenden MSCI World Index wäre eine Investition in mehrere verschiedene ETFs, zum Beispiel auf den S&P 500, STOXX Europe 600, Nikkei 225 und CSI 300. Auf diese Weise lässt sich in 1.625 Werte aus den wichtigsten Regionen und Volkswirtschaften der Welt investieren. Alle vier ETFs könnten im Portfolio das gleiche Gewicht erhalten, wenn der USA-Anteil nicht überwiegen soll.

Aufgepasst beim ETF-Rebalancing!

Wer ETFs verschiedener Anlageklassen kauft, für den gelten die bereits getroffenen Aussagen zum Risikomanagement. Soll das Depot beispielsweise zu 70 % aus Anleihen und zu 30 % aus Aktien bestehen, kann dies durch den Kauf von Aktien- und Anleihen-ETFs erreicht werden. Entwickeln sich die Kurse der beiden Anlageklassen unterschiedlich, sollten regelmäßig Anpassungen durch Käufe und Verkäufe vorgenommen werden. Auch hier kann antizyklisches Investieren die Renditechancen erhöhen und das Risikomanagement verbessern.

Wenn innerhalb einer Anlageklasse in mehrere ETFs investiert wird, sollte darauf geachtet werden, dass sich darin nicht dieselben Einzelwerte überschneiden. Andernfalls kann es zu einem versteckten Klumpenrisiko kommen – insbesondere dann, wenn sich genau diese Aktien besonders stark entwickeln, sei es nach oben oder nach unten. Ein typisches Beispiel ist die Kombination eines ETFs auf den Dow Jones mit einem auf den S&P 500. Beide enthalten unter anderem die Aktien von Amazon, Apple, Microsoft und Nvidia.

Das Risikomanagement durch Rebalancing ist eine Gelegenheit, um die eigene Anlagestrategie immer wieder zu überprüfen und bei Bedarf den Marktbedingungen anzupassen.

 

1 Quelle: Reuters (https://www.reuters.com/markets/us/goldman-sachs-raises-odds-us-recession-45-2025-04-07/)
2, 3 Quelle: MSCI (https://www.msci.com/documents/10199/178e6643-6ae6-47b9-82be-e1fc565ededb)