Aktienanlage: Wie deutsch sind die Depots der Deutschen?

10.01.2024   Lesezeit: ca. 8 Minuten
 

„Home Sweet Home“, was bei der Rückkehr von einer Reise gelten mag, ist an der Börse nicht unbedingt das beste Motto.

Denn wer sich bei der Geldanlage nur auf den Heimatmarkt konzentriert, geht unnötige Risiken ein und verpasst eventuell Renditechancen, die Aktien aus anderen Regionen bieten.

Mehrheit deutscher Anlegenden investiert in deutsche Aktien

Trotzdem halten Anlegende in Deutschland bei ihren Investments in Aktien den heimischen Unternehmen weiterhin die Treue. Zu diesem annähernd repräsentativen Ergebnis kommt eine aktuelle Auswertung der rund 1,6 Millionen Depots privater Kundinnen und Kunden der Consorsbank. Ende des ersten Halbjahres 2023 entfielen demnach 50,60 % des Anlagevolumens in Aktien im Bestand privater Anlegerinnen und Anleger auf Titel deutscher Unternehmen.

Eine Erklärung für diese „Home-Bias-Effekt“ genannte Fokussierung auf Aktien aus Deutschland ist das Gefühl der Anlegenden, mit heimischen Unternehmen vertrauter zu sein. Doch nur den Namen eines Unternehmens sowie dessen Produkte oder Dienstleistungen zu kennen, bedeutet noch nicht, dass man auch dessen Geschäftsperspektiven besser einschätzen kann. Das mag für Personen zutreffen, die in den betreffenden Firmen arbeiten und Einblick in die Geschäftslage haben. Alle anderen Anlegenden müssen sich bei heimischen Firmen genauso detailliert über das Geschäftsmodell und die Aussichten informieren, wie bei Unternehmen aus anderen Ländern.

3 Facts:

  • 50 % des Anlagevolumens in Aktien deutscher Anlegender entfällt laut einer Auswertung der Consorsbank-Depots auf heimische Unternehmen.
  • Anteil der Aktien von US-Unternehmen steigt signifikant.
  • Aktien aus aller Welt zu kaufen hilft, das Klumpenrisiko zu reduzieren.

Klumpenrisiko durch Home Bias

Der Blick über den Tellerrand ist in mehrfacher Hinsicht sinnvoll. Zum einen können so Aktien ausländischer Unternehmen gefunden werden, die eventuell eine günstigere Bewertung oder höheres Wachstumspotenzial aufweisen. Man denke nur an die Technologieunternehmen in den USA und den Bereich der Künstlichen Intelligenz.

Zum anderen entsteht durch die Konzentration auf heimische Unternehmen ein Klumpenrisiko im Depot. Als solches bezeichnet man das Risiko, dass einzelne Anlageprodukte oder auch Anlageregionen einen derart hohen Anteil haben, dass diese die Gesamtentwicklung des Depots maßgeblich beeinflussen. So haben die vergangenen Jahre gezeigt, wie schnell sich die Geschäftsaussichten für die exportorientierte und auf günstige Rohstoffimporte angewiesene deutsche Wirtschaft durch Lieferkettenprobleme und Preisschocks eintrüben können. Die Berücksichtigung von Unternehmen aus weniger anfälligen Volkswirtschaften kann dazu beitragen dieses Risiko zu reduzieren.

Deutsche Aktien bleiben gefragt, US-Aktien holen auf

Die zu Vergleichszwecken gewählten Zeitpunkte 30. Juni 2018 und 30. Juni 2023 sowie die beiden Zeiträume 1. Halbjahr 2018 und 1. Halbjahr 2023 zeigen jedoch, dass sich die Anlegenden in den letzten fünf Jahren geöffnet haben. Der Vergleich zwischen 2018 und 2023 wurde bewusst gewählt, da in diesen Zeitraum die Corona-Krise fällt, die sehr viele neue Anlegende an die Börse gebracht hat und sich dadurch möglicherweise auch das Anlageverhalten verändert hat. 2018 lag der Anteil deutscher Unternehmen am Anlagevolumens in Aktien im Bestand privater Anlegerinnen und Anleger noch bei 61,80 %. Seither sind in den Depots zunehmend mehr Anlageregionen zu finden.

Hoch im Kurs stehen vor allem Aktien von Unternehmen aus den USA und Kanada. Deren Anteil am Anlagevolumen kletterte seit 2018 von 23,40 % auf 34,20 %. Dagegen blieb der Anteil, der in Werte von Unternehmen aus den übrigen europäischen Ländern investiert war, unverändert bei 12,70 %. Nach wie vor nur wenig Gewicht haben Aktien aus Asien und dem Rest der Welt.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den jüngsten Investitionen. Auch hier liegen Aktien deutscher Unternehmen vorn, ihr Anteil sank gegenüber 2018 jedoch auf weniger als 50,00 %. Deutlich zugenommen haben die Käufe von Aktien amerikanischer und kanadischer Unternehmen. So legten die Kunden der Consorsbank im ersten Halbjahr 2023 im Durchschnitt 6.232 Euro je Kauf in deutschen Aktien an. In US-Aktien flossen im Schnitt 4.684 Euro, in europäische Werte 3.811 Euro.

Das Balkendiagramm zeigt, wie sich das Depotvolumen von Aktien nach Regionen in den Jahren Juni 2018 und Juni 2023 aufteilt. Die Kategorien sind: Deutschland, Europa (ohne Deutschland), USA/Kanada, Asien, und Rest der Welt. Für jede Kategorie gibt es zwei Balken: Blau für Juni 2018 (links), Grün für Juni 2023 (rechts). Im Einzelnen: In Deutschland fiel der Anteil von 61,80 % (2018) auf 50,60 % (2023). Für Europa (ohne Deutschland) blieb der Anteil gleich bei 12,70 % in beiden Jahren. In den USA/Kanada stieg der Anteil von 23,40 % (2018) auf 34,20 % (2023). In Asien war der Anteil nahezu konstant: 1,80 % (2018) und 1,90 % (2023). Im Rest der Welt stieg der Anteil von 0,40 % (2018) auf 0,60 % (2023).
Das Balkendiagramm zeigt, wie sich das Depotvolumen von Aktien nach Regionen in den Jahren Juni 2018 und Juni 2023 aufteilt.  Die Kategorien sind: Deutschland, Europa (ohne Deutschland), USA/Kanada, Asien, und Rest der Welt. Für jede Kategorie gibt es zwei Balken: Blau für Juni 2018 (links), Grün für Juni 2023 (rechts).  Im Einzelnen:  In Deutschland fiel der Anteil von 61,80 % (2018) auf 50,60 % (2023). Für Europa (ohne Deutschland) blieb der Anteil gleich bei 12,70 % in beiden Jahren. In den USA/Kanada stieg der Anteil von 23,40 % (2018) auf 34,20 % (2023). In Asien war der Anteil nahezu konstant: 1,80 % (2018) und 1,90 % (2023). Im Rest der Welt stieg der Anteil von 0,40 % (2018) auf 0,60 % (2023).

Quelle: Consorsbank, eigene Studie

Das Balkendiagramm zeigt die prozentualen Anteile von Aktienkäufen in verschiedenen Regionen für die Jahre 2018 (blau) und 2023 (grün). Die Regionen sind: Deutschland, Europa ohne Deutschland, USA/Kanada, Asien und Rest der Welt. Die wichtigsten Werte sind: Deutschland: 60,1 % (2018), 49,3 % (2023) Europa ohne Deutschland: 8,9 % (2018), 12,4 % (2023) USA/Kanada: 24,0 % (2018), 34,4 % (2023) Asien: 3,3 % (2018), 2,8 % (2023) Rest der Welt: 3,6 % (2018), 1,1 % (2023) Die Grafik macht deutlich: Der Anteil der Aktienkäufe in Deutschland ist gesunken, während er in den USA/Kanada und Europa leicht gestiegen ist. Asien und der Rest der Welt spielen nur eine geringe Rolle.
Das Balkendiagramm zeigt die prozentualen Anteile von Aktienkäufen in verschiedenen Regionen für die Jahre 2018 (blau) und 2023 (grün). Die Regionen sind: Deutschland, Europa ohne Deutschland, USA/Kanada, Asien und Rest der Welt. Die wichtigsten Werte sind:  Deutschland: 60,1 % (2018), 49,3 % (2023) Europa ohne Deutschland: 8,9 % (2018), 12,4 % (2023) USA/Kanada: 24,0 % (2018), 34,4 % (2023) Asien: 3,3 % (2018), 2,8 % (2023) Rest der Welt: 3,6 % (2018), 1,1 % (2023) Die Grafik macht deutlich: Der Anteil der Aktienkäufe in Deutschland ist gesunken, während er in den USA/Kanada und Europa leicht gestiegen ist. Asien und der Rest der Welt spielen nur eine geringe Rolle.

Quelle: Consorsbank, eigene Studie

Was sind die begehrtesten Aktien?

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Frage, welcher Unternehmen bei Anlegenden in Deutschland besonders gefragt sind. Wenig überraschend: Sowohl beim Anlagevolumen im Bestand, der Anzahl der Depots, in denen eine Aktie vorkommt oder dem aktuellen Kaufvolumen stellen Schwergewichte aus dem DAX wie Allianz, BASF, Mercedes-Benz oder Siemens die absolute Mehrheit. Das gilt für 2023 gleichermaßen wie für das Jahr 2018.

Doch auch hier zeigt sich der Trend zu US-Aktien. So hat sich die Anzahl der US-Aktien in der vorderen Hälfte der Rangliste der Top-40-Aktien nach Depotvolumen gegenüber 2018 mehr als verdoppelt. Die Unternehmen kommen zum überwiegenden Teil aus den Branchen Internet und Technologie. In der Rangliste der Werte, auf die im ersten Halbjahr 2023 bzw. 2018 das höchste Kaufvolumen entfiel, hat sich die Zahl der US-Titel in der vorderen Hälfte 2023 gegenüber 2018 sogar verdreifacht. Die Aktie, in die 2023 bislang am meisten investiert wurde, ist mit Tesla sogar ein US-Wert.

Warum die USA auch in Zukunft eine interessanter Anlageregion bleiben dürften und wie Sie Aktien aus aller Welt ganz einfach handeln können, erläutern die Blogbeiträge Innovation im Depot: Chancen mit US-Technologiewerten und Aktien weltweit handeln: So streuen Sie noch breiter.

Stephan Kemper, Chief Investment Strategist bei BNP Paribas:

Trotz "Home Bias" über die eigenen Landesgrenzen hinaus umsehen!

Top-40-Aktien nach Kaufvolumen

Platz
2023
Trend 23 vs. 18
2018
1
TESLA
DEUTSCHE BANK
2
ALLIANZ
AMAZON
3
DEUTSCHE BANK
MERCEDES-BENZ
4
COMMERZBANK
ALLIANZ
5
MERCEDES-BENZ
DEUTSCHE TELEKOM
6
RHEINMETALL
🟉
VOLKSWAGEN
7
VOLKSWAGEN
COMMERZBANK
8
BASF
WIRECARD
9
AMAZON
SIEMENS
10
VONOVIA
🟉
EVOTEC
11
MICROSOFT
🟉
LUFTHANSA
12
NVIDIA
SIEMENS HEALTHINEERS
13
DEUTSCHE TELEKOM
ALIBABA
14
BAYER
E.ON
15
TUI
🟉
BASF
16
APPLE
RWE
17
PORSCHE HOLDING
🟉
MEDIGENE
18
SIEMENS
ADIDAS
19
PLUG POWER
🟉
APPLE
20
DEUTSCHE POST
STEINHOFF
21
MUENCHENER RUECKVERSICHERUNG
MUENCHENER RUECKVERSICHERUNG
22
SIEMENS ENERGY
🟉
PROSIEBENSAT.1
23
ALPHABET
META PLATFORMS
24
LUFTHANSA
INFINEON
25
INFINEON
🟉
NETFLIX
26
PAYPAL
🟉
SILTRONIC
27
E.ON
DEUTSCHE POST
28
BIONTECH
🟉
SAP
29
DAIMLER TRUCK
🟉
BAYER
30
BYD
🟉
AIXTRON
31
ADIDAS
🟉
BMW
32
NEL ASA
🟉
TESLA
33
THYSSENKRUPP
🟉
RIB SOFTWARE
34
BMW
TENCENT
35
RWE
GEELY AUTOMOBILE
36
META PLATFORMS
GENERAL ELECTRIC
37
DEUTSCHE PFANDBRIEFBANK
🟉
NVIDIA
38
PORSCHE AG
🟉
COVESTRO
39
LVMH
🟉
ALPHABET
40
K+S
🟉
DIALOG SEMICONDUCTOR

Quelle: Consorsbank, eigene Studie
Stand: 1. Halbjahr 2023/2018
 

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Übrigens: Wir haben diesen Blogartikel am 28.09.2023 veröffentlicht. Das Datum wird bei Änderungen automatisch aktualisiert – lediglich die Formatierung haben wir nachträglich für Sie optimiert und zusätzlich ein Inhaltsverzeichnis ergänzt.