Seltene-Erden-Aktien: Was Anleger über den Zukunftsrohstoff wissen sollten

24.11.2025 Lesezeit: ca. 6 Minuten

Sie klingen nach Exoten, sind aber längst Teil unseres Alltags: Seltene Erden. Ohne sie gäbe es keine Smartphones, Elektroautos, Windräder oder Satelliten. Diese unscheinbaren Elemente sind die stillen Motoren der Energiewende und der Digitalisierung. Gleichzeitig sind sie politisch brisant, wirtschaftlich strategisch wichtig und für Anleger zunehmend interessant. Wer in Aktien von Unternehmen aus dem Bereich der Seltenen Erden oder einen breit gestreuten ETF auf diesen Sektor investiert, kann an einem möglichen Trend teilhaben, der unsere Zukunft prägen könnte.

Inhaltsverzeichnis

• Was sind seltene Erden?
• China dominiert, LKAB hat größtes europäisches Vorkommen an Seltenen Erden
• Seltene Erden sind politisch brisant
• Investieren in strategische Metalle und Seltene Erden

• Seltene Erden umfassen 17 chemische Elemente, die für moderne Technologien unverzichtbar sind.
• China fördert rund 70 % aller Seltenen Erden weltweit und dominiert auch deren Weiterverarbeitung.
• Anleger können über spezialisierte ETFs in strategische Metalle und Seltene Erden investieren.

Der Begriff „Seltene Erden” bezeichnet eine Gruppe von 17 chemischen Elementen, darunter die 15 Lanthanoide sowie Scandium und Yttrium.¹ Für die Chemiker unter uns: Im Periodensystem haben die Elemente die Ordnungszahlen 57 bis 71, 21 und 39.
Es handelt sich hierbei um meist silbrig glänzende, relativ weiche und reaktionsfreudige Metalle. Die Elemente reichen in ihrer Häufigkeit in der Erdkruste von Cer, dem 25. häufigsten Element der 78 gängigen Elemente in der Erdkruste mit 60 ppm (parts per million), bis zu Thulium und Lutetium, den seltensten Seltenerdelementen mit etwa 0,5 ppm.² 
Seltene Erden kommen meist nicht in konzentrierter Form vor, sondern sind fein verteilt in Erzen zu finden. Der Abbau und die Trennung sind daher aufwendig, kostenintensiv und oft umweltbelastend – ein Grund, warum sich die Förderung auf wenige Länder konzentriert.

• Neodym, Samarium, Praseodym, Dysprosium, Terbium, Gadolinium: Hochleistungs-Magnete für Elektromotoren und Windkraftanlagen.³
• Yttrium, Europium, Thulium: Leuchtstoffe für Displays und LEDs.⁴
• Cer und Lanthan: Bestandteil von Katalysatoren, Poliermittel und optischem Glas.⁵

Laut dem U.S. Geological Survey (USGS) stammt rund 70 % der weltweiten Förderung Seltener Erden aus China. Zudem werden über 80 % der globalen Produktionsschritte – von der Aufbereitung bis zur Weiterverarbeitung – dort durchgeführt. Die USA, Myanmar, Australien, Russland und Thailand folgen mit deutlichem Abstand.⁶

Europa spielt bislang nur eine Nebenrolle, möchte jedoch aufholen. Ein Hoffnungsträger ist Schweden, wo der Bergbaukonzern LKAB im Jahr 2023 das bislang größte europäische Vorkommen Seltener Erden entdeckt hat.⁷ Anleger, die nun nach einer LKAB-Aktie suchen, werden allerdings enttäuscht. Das Unternehmen befindet sich vollständig im Besitz des schwedischen Staates und es gibt keine handelbaren LKAB-Aktien.

Die starke Abhängigkeit vom chinesischen Markt birgt ein zentrales Risiko – nicht nur für Industrieunternehmen, sondern auch für Anleger. Wie sensibel dieses Machtgefüge ist, zeigte sich zuletzt in der politischen Auseinandersetzung zwischen Peking und Washington.

Als Reaktion auf die Zolldrohungen der US-Regierung belegte China im April 2025 sieben der insgesamt 17 Seltenen Erden mit Exportkontrollen. Im Oktober folgte eine weitere Verschärfung, als zusätzliche Lieferbeschränkungen angekündigt wurden. Ende des Monats kam es schließlich zu einem Treffen zwischen Präsident Xi Jinping und Donald Trump, bei dem beide Seiten eine temporäre Einigung erzielten. Demnach sollen die chinesischen Exportauflagen für ein Jahr ausgesetzt werden.⁸ Damit ist die Lage zwar vorerst entschärft, doch die Episode zeigt, wie politisch aufgeladen und verwundbar die globalen Lieferketten bei Seltenen Erden sind.

Gallium ist ein silbrig-weiches Metall, das bereits bei Raumtemperatur schmilzt. Es spielt eine Schlüsselrolle in der Halbleiterindustrie, etwa bei der Herstellung von Hochfrequenzbauteilen, 5G-Komponenten, LED-Technologie oder in der in der medizinischen Diagnostik.⁹ Wolfram hingegen zählt zu den härtesten Metallen überhaupt. Es wird vor allem für Werkzeugstahl, Hartmetalle und hitzebeständige Legierungen verwendet.¹⁰

Da Gallium und Wolfram meist als Nebenprodukte bei der Gewinnung anderer Rohstoffe wie Aluminium oder Zinn anfallen, gibt es kaum börsennotierte Unternehmen, die ausschließlich diese Metalle fördern. Entsprechend schwierig ist es, gezielt in Gallium-Aktien oder Wolfram-Aktien zu investieren.

Viele Anleger greifen deshalb auf breiter aufgestellte Bergbauunternehmen oder spezialisierte ETFs zurück. Diese investieren nicht direkt in die Metalle selbst, sondern in Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette, also in Minenbetreiber, Verarbeiter und Materialhersteller. Neben Seltenen Erden fördern oder verarbeiten diese oft auch andere strategische Rohstoffe wie Lithium, Nickel oder eben Gallium und Wolfram.

Bei der Consorsbank sind derzeit mehrere sparplanfähige ETFs aus diesem Bereich erhältlich:

•  VanEck Rare Earth and Strategic Metals UCITS ETF (ISIN: IE0002PG6CA6)
•  iShares Essential Metals Producers UCITS ETF (ISIN: IE000ROSD5J6)
•  WisdomTree Strategic Metals and Rare Earths Miners UCITS ETF (ISIN: IE000KHX9DX6)
•  Global X Disruptive Materials UCITS ETF (ISIN: IE000FP52WM7)

Diese ETFs bündeln zahlreiche Aktien aus dem globalen Rohstoffsektor. Sie konzentrieren sich auf Unternehmen, die von der wachsenden Nachfrage nach Zukunftsmetallen profitieren könnten. Zu den bekanntesten Unternehmen, deren Aktien in mehreren dieser ETFs vertreten sind, zählen beispielsweise

• MP Materials Corp. (USA): Betreiber der Mountain-Pass-Mine in Kalifornien, eine bedeutende Förderstätte für Seltene Erden in den USA.
• Lynas Rare Earths Ltd. (Australien): Einer der größten Produzenten Seltener Erden außerhalb Chinas mit Förder- und Verarbeitungsstandorten in Australien und Malaysia.
• China Northern Rare Earth (Group) High-Tech Co. (China): Weltweit führender Produzent und Verarbeiter von Seltenerdmetallen, kontrolliert große Teile der chinesischen Förderung.
• Albemarle Corporation (USA): Einer der größten Anbieter von Lithium, gleichzeitig aktiv in der Verarbeitung strategischer Metalle für Batterien und Hightech-Anwendungen.
• Boliden AB (Schweden): Europäischer Bergbaukonzern mit Fokus auf Zink, Kupfer und andere Industriemetalle, die für Energie- und Zukunftstechnologien benötigt werden.

Es gibt keine reinen Seltene-Erden-Unternehmen bzw. -Aktien aus Deutschland. Bis auf China Northern Rare Earth sind die genannten Seltene-Erden-Aktien allerdings auch an deutschen Börsen handelbar.¹¹

Trotz der attraktiven Zukunftsperspektiven sollten Anleger die Risiken nicht aus den Augen verlieren. Die Kurse von Unternehmen und ETFs im Bereich strategischer Metalle und Seltener Erden unterliegen starken Preisschwankungen, da Angebot und Nachfrage von geopolitischen Entscheidungen, Umweltauflagen und technologischen Trends abhängen.

Hinzu kommt die hohe regionale Konzentration der Produktion – allen voran in China –, die bei politischen Spannungen schnell zu Lieferengpässen und Volatilität führen kann. Strategische Metalle und Seltene Erden sind daher ein interessantes, aber spekulatives Investment und eignen sich vor allem als Beimischung im Depot.

Wie schätzen Sie die Zukunft der seltenen Metalle ein – eher langfristiger Wachstumsmarkt oder überhitzter Hype? Diskutieren Sie mit anderen Anlegerinnen und Anlegern in unserer Reddit-Community über die Chancen und Risiken von Investments in Seltene Erden und strategische Metalle.

 

_Quellen:

 

_{1,2 U.S. Geological Survey (USGS) (https://www.usgs.gov/centers/national-minerals-information-center/rare-earths-statistics-and-information)} 

_{3 Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Seltenerdmagnet)}

_{4 Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Yttrium; https://de.wikipedia.org/wiki/Europium; https://de.wikipedia.org/wiki/Thulium)}

_{5 Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Cer; https://de.wikipedia.org/wiki/Lanthan)}

_{6 U.S. Geological Survey (USGS) (https://pubs.usgs.gov/periodicals/mcs2025/mcs2025.pdf)}

_{7 Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/LKAB)}

_{8 Tagesschau (https://www.tagesschau.de/ausland/asien/trump-xi-treffen-100.html)}  

_{9 Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Gallium); Tradium GmbH (https://gallium.de/)}

_{10 Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfram)}

_{11 Consorsbank}