03.11.2025 Lesezeit: ca. 6 Minuten
Mal ehrlich, wer träumt nicht davon dem stressigen Berufsalltag für ein paar Monate zu entfliehen und das Leben mit anderen Dingen als mit der Arbeit zu verbringen? Beispielsweise, um für einige Monate um die Welt zu reisen, ein Herzensprojekt umzusetzen oder einfach nur mehr Zeit für sich und die schönen Dinge im Leben zu haben.
Was in der Theorie recht einfach klingt, ist in der Praxis oft nicht so leicht. Denn die Auszeit vom Arbeitsalltag erfordert im Vorfeld eine sorgfältige Planung und Organisation. Vor allem eine solide Finanzierungsplanung kann dabei helfen das Sabbatical ganz entspannt und ohne finanziellen Engpass zu genießen.
Wer sich den Traum vom Sabbatical oder einer längeren beruflichen Auszeit vom Job erfüllen möchte, sollte frühzeitig mit der Planung beginnen und Antworten auf die wichtigsten Fragen haben. Welche Modelle gibt es? Was kostet mich ein Sabbatical und wie kann ich mich finanziell absichern?
Fazit
- Eine berufliche Auszeit will gut geplant sein. Dazu gehört die Wahl des passenden Sabbatical-Modells und eine frühzeitige Klärung mit dem Arbeitgeber, welche Möglichkeiten es diesbezüglich gibt.
- Ein realistischer Finanzplan mit Ansparphase, Sicherheitspuffer und ggf. Nebeneinkünften sichert die Auszeit finanziell ab.
- Kranken-, Renten- und Sozialversicherung sollten rechtzeitig geprüft werden, um Versorgungslücken zu vermeiden.
Welche Modelle der beruflichen Auszeit gibt es?
Der Begriff Sabbatical ist nicht einheitlich definiert – gemeint ist in der Regel eine geplante, längere Auszeit vom Job, die einige Wochen bis zu einem Jahr dauern kann und in der Regel vertraglich mit dem Arbeitgeber abgestimmt ist.
Deutlich weiter gefasst ist dagegen die berufliche Auszeit. Diese kann auch kurzfristig und ungeplant erfolgen, manchmal auch unbezahlt und ohne formale Regelung. Beispiele dafür sind längere Auszeiten nach einer Kündigung, Pausen zwischen verschiedenen Jobs oder unbezahlter Urlaub.
Während die Rückkehr in den alten Job nach einem Sabbatical-Jahr also strukturiert und vereinbarungsgemäß verläuft, ist das nach einer beruflichen Auszeit weniger sicher und oft mit größeren Unsicherheiten verbunden.
Grundsätzlich besteht in Deutschland kein gesetzlich vereinbarter Anspruch auf ein Sabbatical. Es gibt allerdings Arbeitgeber, die Ihren Beschäftigten die Möglichkeiten einer beruflichen Auszeit über Betriebsvereinbarungen zusichern und dazu passend auch Arbeitszeitmodelle anbieten. Darüber hinaus besteht immer die Möglichkeit, sich individuell mit seinem Arbeitgeber zu einigen. Die wichtigsten Varianten sind:
- Unbezahlte Freistellung: Eine häufig genutzte Form für ein Sabbatjahr. Der Arbeitnehmer bzw. die Arbeitnehmerin nimmt für eine bestimmte Zeit frei, erhält in dieser aber kein Gehalt. Deshalb ist es hier sehr wichtig, für die Auszeit genügend Geld anzusparen. Der Vorteil: Nach der Auszeit ist die Rückkehr an den alten Arbeitsplatz sichergestellt.
- Teilzeitmodell mit Ansparphase: Beschäftigte können über einen längeren Zeitraum einen Teil ihres Gehalts ansparen, bekommen also weniger ausgezahlt. Dieses Geld lassen sie sich dann während der Auszeit in Form eines „Sabbatical-Gehalt“ auszahlen.
- Zeitkonto: Manche Unternehmen bieten sogenannte Lebensarbeitszeitkonten an. Auf denen werden Überstunden, Sonderzahlungen oder Teile des normalen Gehalts angespart. Während der Auszeit lässt sich dann damit das Sabbatical finanzieren.
- Kündigung oder Jobwechsel: Wer keinen Anspruch auf ein Sabbatical hat, aber unbedingt eine berufliche Auszeit nehmen will, kann auch seinen Job kündigen. Allerdings mit dem Risiko einer anschließenden Arbeitslosigkeit. Dieses Risiko lässt sich minimieren, wenn man sich vor der Kündigung einen Anschlussjob sucht und sich zwischen Kündigung und Neustart einige Monate Zeit lässt. Noch besser ist es, wenn man mit dem alten Arbeitgeber eine Rückkehr in den Job vereinbaren kann.
Unabhängig vom Modell ist eine frühzeitige finanzielle Planung entscheidend, um unerwartete Engpässe zu vermeiden und die Auszeit unbeschwert genießen zu können.
Finanzierung: Rücklagen bilden und Ausgaben kalkulieren
Um während eines Sabbaticals nicht – oder nur geringfügig – auf den gewohnten Lebensstil verzichten zu müssen, gibt es verschiedene Wege der Finanzierung:
- Eigenes Erspartes nutzen: Die wohl häufigste Finanzierungsform – Voraussetzung ist ein allerdings ein ausreichend hoher Puffer.
- Gehaltsverzicht während der Sabbatical-Ansparphase: Wie bereits angesprochen, wird im Teilzeitmodell über mehrere Jahre Geld in Form eines teilweisen Lohnverzichts oder nicht ausgezahlter Überstunden angespart. Dieses Geld wird dann gleichmäßig über die Auszeit verteilt ausgezahlt.
- Unterstützung durch den Arbeitgeber: Manche Firmen beteiligen sich am Sabbatical oder bieten Modelle an, um Einkommen auch während der beruflichen Auszeit zu verteilen. Es kann sich daher lohnen, beim Arbeitgeber zu prüfen, welche Unterstützungsmöglichkeiten für ein solches Vorhaben bestehen.
- Wohneigentum vermieten: Ist während des Sabbaticals eine längere Reise geplant, kann die zeitweise Vermietung der eigenen Wohnung oder Immobilie eine regelmäßige zusätzliche Einnahmequelle darstellen. Bei Mietwohnungen sollte vorab mit dem Vermieter geklärt werden, ob eine Untervermietung gestattet ist.
Die Finanzierung eines Sabbaticals erfordert eine frühzeitige und sorgfältige Planung. Ein realistischer Finanzplan sollte alle Fixkosten sowie mögliche zusätzliche Ausgaben wie Reise- oder Projektkosten berücksichtigen. Aus den monatlichen Gesamtausgaben ergibt sich durch Multiplikation mit der geplanten Dauer der Auszeit der notwendige Gesamtbetrag, der idealerweise um einen Sicherheitspuffer von mindestens 10 % ergänzt wird.
Beispielrechnung für eine Sabbatical Ansparphase:
Wer eine Auszeit von einem Jahr plant und monatliche Ausgaben von insgesamt 2.000 Euro hat, benötigt also inklusive des Puffers von 10 % mindestens 26.400 Euro. Das bedeutet, dass bei einem Vorlauf von fünf Jahren ohne Berücksichtigung eines Renditeeffektes monatlich 440 Euro beiseitegelegt werden müssen, um die Auszeit solide finanzieren zu können.
Wird das Geld in einen breit gestreuten ETF-Sparplan investiert, kann sich die erforderliche Sparrate dank Rendite-Effekten verringern. Unterstellt man eine durchschnittliche Jahresrendite von 4 %, dann genügen rund 400 Euro im Monat, bei 6 % sogar nur etwa 380 Euro, um das Ziel von 26.400 Euro zu erreichen. Allerdings sollte man sich auch der Risiken bewusst sein, die das ETF-Sparen über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum mit sich bringt. Kursschwankungen können stark ins Gewicht fallen und das Renditeziel deutlich gefährden.
Daher ist ein ETF-Sparplan über so einen kurzen Anlagehorizont nur dann sinnvoll, wenn das Geld für das Sabbatical im Notfall auch anderweitig verfügbar ist. Es ist risikoärmer, die monatliche Sparrate auf ein Tages- oder Festgeldkonto einzuzahlen. Oder man investiert in festverzinsliche Wertpapiere. Diese sollten eine gute Bonität haben. Außerdem sollten sie eine Laufzeit haben, die ungefähr dem geplanten Anlagezeitraum entspricht.
Ganz wichtig ist, das Geld über die Ansparphase nicht anzutasten. Ein weiterer Tipp ist, die Sparraten monatlich zu überweisen. So wird das Sparen zu einem festen Bestandteil des Alltags und der Geldabzug fällt kaum auf.
Kranken- und Sozialversicherung: Wie Sie Lücken vermeiden
Genauso wichtig wie eine solide Finanzierung der Auszeit ist es, während des Sabbaticals den Kranken- und Sozialversicherungsschutz im Blick zu behalten.
Grundsätzlich gilt, dass Arbeitnehmer in Deutschland auch während des Sabbaticals bzw. der beruflichen Auszeit krankenversicherungspflichtig sind. Je nach Modell gibt es folgende Unterschiede:
- Bezahltes Sabbatical über Teilzeit- oder Zeitkontenmodelle: Die Kranken- und Sozialversicherungsbeiträge laufen wie gewohnt weiter.
- Unbezahlte Freistellung: Der Arbeitnehmer muss sich freiwillig weiterversichern und die Beiträge komplett selbst tragen.
- Kündigung: Hier endet die Pflichtversicherung nach einem Monat. Spätestens dann ist eine freiwillige Versicherung oder eine Rückkehr in die Familienversicherung nötig.
Auch Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung können von einer Auszeit betroffen sein. Wer ganz sicher gehen möchte, kann freiwillige Beiträge an die gesetzliche Rentenversicherung zahlen, um Lücken zu vermeiden. In jedem Fall ist es wichtig, sich frühzeitig über den erforderlichen Versicherungsschutz während des Sabbaticals zu informieren.
Checkliste: Die wichtigsten Schritte für eine finanziell entspannte berufliche Auszeit
- Ziele festlegen: Dauer der Auszeit bestimmen und konkrete Vorhaben für diese Zeit definieren.
- Kosten kalkulieren: Monatliche Ausgaben erfassen, alle relevanten Kosten berücksichtigen und einen angemessenen Sicherheitspuffer einplanen.
- Finanzierungsmodell wählen: Erspartes, Ansparphase über Gehaltsverzicht oder Firmenmodell prüfen.
- Ansparplan aufsetzen: Dauerauftrag oder ETF-Sparplan einrichten
- Versicherungsschutz klären: Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung prüfen, ggf. freiwillige Beiträge einplanen.
- Fixkosten überprüfen: Wohnung, laufende Verträge und Abos rechtzeitig anpassen.
- Rechtliches mit Arbeitgeber abklären: Sabbatical-Modell, Rückkehrregelungen und Vertrag schriftlich festhalten.
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