Kupfer, Aluminium & Co. – Rohstoffe, die unterschätzte Anlageklasse?

08.07.2025   Lesezeit: ca. 8 Minuten

Ob Smartphone, Windrad oder E-Auto – unsere moderne Welt wäre ohne Industriemetalle undenkbar. Diese Rohstoffe sind das Rückgrat vieler Zukunftstechnologien und spielen eine zentrale Rolle bei globalen Megatrends wie Elektrifizierung, Digitalisierung und urbanem Wachstum. Während Edelmetalle wie Gold oder Silber schon lange im Fokus von Anlegern stehen, fristen Kupfer, Aluminium oder Lithium im Vergleich noch ein Nischendasein im Anlageportfolio – zu Unrecht, wie viele Experten meinen.

Denn der Bedarf an diesen Metallen steigt stetig: Der Ausbau erneuerbarer Energien, die Transformation der Mobilität und der Umbau der Stromnetze sorgen für eine wachsende strukturelle Nachfrage. Gleichzeitig stehen Angebot und Förderung oft unter politischen, ökologischen oder infrastrukturellen Herausforderungen. Das schafft spannende, aber auch volatile Marktbedingungen.

Dieser Beitrag beleuchtet, warum Industriemetalle als strategische Anlageklasse zunehmend an Bedeutung gewinnen, welche Chancen sie bieten – und welche Risiken Anleger im Blick behalten sollten.

Mann in rotem Pullover sitzt am Schreibtisch vor seinem Laptop
Mann in rotem Pullover sitzt am Schreibtisch vor seinem Laptop

Zwischen Boom und Bust: Was die Preise von Industriemetallen treibt

Die Preise von Industriemetallen unterliegen typischen Zyklen. In Phasen hoher Preise wird viel in neue Förderkapazitäten investiert. Diese zusätzlichen Kapazitäten erreichen den Markt jedoch oft mit Verzögerung, führen zu einem Überangebot und drücken die Preise. Sinkt die Profitabilität, werden Projekte gestoppt oder verschoben, sodass die Preise mittelfristig wieder steigen.

Entscheidend ist auch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage, denn Industriemetalle sind stark konjunkturabhängig, sodass die Nachfrage mit dem wirtschaftlichen Umfeld schwankt. In Wachstumsphasen steigt sie deutlich an, in Abschwungphasen nimmt sie ab. Dies zeigt sich besonders deutlich am Beispiel von Kupfer. Das Metall wird aufgrund seiner hohen elektrischen und thermischen Leitfähigkeit in vielen Industriezweigen eingesetzt. Deshalb reagiert der Kupferpreis sehr empfindlich und gilt als Frühindikator für die globale Konjunktur Globale Entwicklungen wie die zunehmende Elektrifizierung, erneuerbare Energien und die Digitalisierung dürften langfristig für eine steigende strukturelle Nachfrage sorgen. Laut IEA wird der weltweite Bedarf an raffiniertem Kupfer von knapp 27 Millionen Tonnen im Jahr 2024 auf fast 33 Millionen Tonnen bis 2035 und auf rund 37 Millionen Tonnen bis 2050 steigen.1

Neben dem klassischen Bergbau spielt auf der Angebotsseite auch das Recycling eine wachsende Rolle, etwa bei Aluminium oder Kupfer. Kupfer zählt zu den am häufigsten recycelten Metallen weltweit, da es sich nahezu verlustfrei wiederverwerten lässt. Laut der International Copper Study Group (ICSG) stammten im Jahr 2023 rund 32 % des globalen Kupferverbrauchs aus Recyclingmaterial.2

Darüber hinaus können auch politische Entwicklungen wie Kriege und etwaige Sanktionen die Preise für Industriemetelle an den Märkten erheblich beeinflussen. 

3 Facts:

  • Industriemetalle wie Kupfer, Aluminium oder Nickel profitieren von Megatrends wie Elektrifizierung, Digitalisierung und Urbanisierung.
  • Die Preise folgen zyklischen Mustern und sind stark abhängig von Konjunktur, Politik und globaler Nachfrage.
  • Für Privatanleger sind Rohstoffaktien und Fonds die gängigsten Wege, um strukturiert an der Entwicklung der Metallmärkte teilzuhaben.

Diese Metalle bestimmen die globale Nachfrage

Top 10 Industriemetalle weltweit (nach Jahresverbrauch)
Rang
Metall
Jahresverbrauch (ca.)
Größter Produzent
Größter Verbraucher
1
Eisen
2.500.000.000 t
Australien
China
2
Aluminium
96.900.000 t
China
China
3
Kupfer
26.500.000 t
Chile
China
4
Zink
13.800.000 t
China
China
5
Blei
12.800.000 t
China
China
6
Nickel
3.500.000 t
Indonesien
China
7
Molybdän
300.000 t
Indonesien
China
8
Kobalt
210.000 t
DR Kongo
China
9
Lithium
180.000 t
Australien
China
10
Zinn
370.000 t
China
China

Quellen: USGS, World Steel Association, ILZSG, IEA

Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf den geschätzten globalen Verbrauch pro Jahr (Stand 2023/2024) und sind auf ganze Zahlen gerundet.3

Chancen erkennen, Risiken verstehen

Industriemetalle bieten Anlegerinnen und Anlegern eine Möglichkeit zur Diversifikation. Ihre Preise entwickeln sich oft unabhängig von Aktien oder Anleihen. 


Allerdings sind Metallinvestments mit Risiken verbunden. Die Preise schwanken stark, was beispielsweise durch Konjunkturzyklen, politische Eingriffe (z. B. Zölle) oder Umweltauflagen ausgelöst werden kann. Diese Faktoren verstärken die typischen Marktzyklen und erhöhen somit die Volatilität.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor liegt in der komplexen Preisbildung: Industriemetalle werden überwiegend über Warenterminmärkte (Futures) gehandelt. Diese dienen Produzenten und Großverbrauchern, beispielsweise Minenbetreibern oder Industrieunternehmen, zur Absicherung gegen Preisschwankungen. Damit diese Absicherung funktioniert, treten institutionelle Spekulanten oft als Gegenpartei auf. Hinzu kommen externe Einflüsse wie Lagerhaltung, Marktstimmungen oder plötzliche Angebots- und Nachfrageschocks (z. B. Naturkatastrophen), die zusätzlich für starke Preisausschläge sorgen können. Beachtet werden sollten auch Wechselkursrisiken.

Drei Wege, um in Industriemetalle zu investieren

  1. Direkter Zugang: Futures & Fachwissen erforderlich
    Für Privatanleger gestaltet sich der direkte Zugang zu Industriemetallen oft schwierig: Die physische Lagerung ist unpraktisch, der Handel über Terminbörsen, etwa mit Futures, erfordert spezielles Fachwissen. Außerdem gilt: Futures dürfen von Privatanlegern nur dann gehandelt werden, wenn sie entweder der Absicherung dienen (mit entsprechendem Nachweis) oder das Konto eine Nachschusspflicht vertraglich ausschließt. Für den Futureshandel ist zusätzlich die sogenannte Termingeschäftsfähigkeit erforderlich. Sie bestätigt, dass ein Anleger die Risiken und Funktionsweise solcher Geschäfte versteht. Der Handel in Finanztermingeschäften ist auch bei der Consorsbank möglich.

  2. Börsengehandelte Produkte: ETCs und Zertifikate
    Für viele Privatanleger bieten sich deshalb ETCs (Exchange Traded Commodities) oder Zertifikate an. Beide bilden meist die Preisentwicklung einzelner Metalle über Futures ab. Die Auswahl an Produkten ist allerdings begrenzt, besonders bei weniger liquiden Metallen.

    Bei längerem Anlagehorizont kann es außerdem zu sogenannten Rollverlusten kommen. Diese entstehen, weil Rohstoff-Futures ein Ablaufdatum haben und regelmäßig durch neue Kontrakte ersetzt werden müssen. Notiert der neue Future beim sogenannten „Rollen“ höher als der auslaufende, wirkt sich das negativ auf die Wertentwicklung des Produkts aus. Dieser Rollverlust kann sich über die Zeit summieren und die Gesamtrendite schmälern, insbesondere in Phasen, in denen die Futures-Kurve ansteigt. Eine solche Marktlage wird als Contango bezeichnet und ist häufig zu beobachten, da in den Preisen länger laufender Futures zusätzliche Kosten einkalkuliert sind, etwa für Lagerung, Versicherung oder Finanzierung der Metalle. Aus diesem Grund eignen sich ETCs oder Zertifikate, die auf Futures basieren, nur eingeschränkt für langfristige Anlagen. Für kurz- bis mittelfristige Strategien können sie hingegen eine sinnvollere Option darstellen.

    Zudem gelten ETCs und Zertifikate nicht als Sondervermögen. Im Fall einer Emittenteninsolvenz besteht somit ein Totalverlustrisiko für Anleger.

    Beispiele für börsengehandelte Produkte auf Industriemetalle:
    WisdomTree ETC auf Bloomberg Copper Subindex (ISIN: GB00B15KXQ89)
    WisdomTree ETC auf Bloomberg Aluminum Subindex (ISIN: GB00B15KXN58)
    WisdomTree ETC auf Bloomberg Zinc Subindex (ISIN: GB00B15KY872)

  3. Aktien & Fonds: Chancen durch den globalen Rohstoffbedarf nutzen
    Alternativ können Anleger in Aktien großer Rohstoffunternehmen investieren, die von Preisanstiegen bei Industriemetallen profitieren können. Beispiele sind:

    Aktien von Rohstoffunternehmen bergen jedoch eigene Risiken, die beispielsweise durch Managemententscheidungen, politische Eingriffe oder Produktionsprobleme entstehen können. Zudem schwanken ihre Kursnotierungen oft stärker als die zugrunde liegenden Metallpreise. In Phasen steigender Preise können sie überdurchschnittlich zulegen, in Abschwungphasen jedoch auch deutlich stärker verlieren. Dieser sogenannte Hebeleffekt kann für chancenorientierte Anleger attraktiv sein, birgt aber auch Risiken. Zu berücksichtigen sind auch Wechselkursrisiken.

    Wer das Einzelwertrisiko vermeiden möchte, kann alternativ in Rohstofffonds anlegen. Diese Fonds investieren in der Regel in Aktien mehrerer Unternehmen aus dem Rohstoffsektor, darunter häufig solche, die mit verschiedenen Industriemetallen arbeiten. Dadurch ergibt sich eine breitere Streuung über Regionen, Geschäftsmodelle und Metalle hinweg. Ein möglicher Nachteil sind allerdings die Fondskosten, die die Rendite schmälern können. Dazu zählen etwa Verwaltungsgebühren, laufende Kosten und ggf. ein Ausgabeaufschlag.

    BlackRock World Mining Fund (ISIN: LU0075056555)
    Allianz Global Metals and Mining Fund (ISIN: LU0589944643)

    Hinweis:
     Fonds, die sich klar auf Industriemetalle fokussieren, sind selten vollständig auf diesen Bereich begrenzt. In der Praxis enthalten die meisten auch Beteiligungen an Edelmetallunternehmen, beispielsweise zur Risikostreuung, da viele Minenkonzerne mehrere Metallarten gleichzeitig fördern.

Die Komplexität von Metallinvestments: Darauf sollten Anleger achten

Nicht jeder Industriemetallmarkt eignet sich gleichermaßen. Während Kupfer als vergleichsweise liquide und besser analysierbar gilt, sind andere Metalle wie Lithium weniger transparent oder unterliegen stärker politischen Einflüssen.
Auch Währungsrisiken sollten nicht unterschätzt werden. Industriemetalle werden international überwiegend in US-Dollar gehandelt.
 

Für Anlegerinnen und Anleger im Euroraum bedeutet dies, dass Änderungen im Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar die Rendite beeinflussen können – unabhängig von der eigentlichen Preisentwicklung des Metalls. Ein Beispiel: Steigt der Metallpreis in US-Dollar, der Euro gegenüber dem Dollar aber gleichzeitig aufwertet, kann ein Teil des Gewinns durch den ungünstigen Wechselkurs wieder verloren gehen. Umgekehrt kann ein schwächerer Euro die Rendite erhöhen, selbst wenn der Metallpreis nur leicht steigt.


Zudem ist es wichtig, sich der oft eingeschränkten Informationslage bewusst zu sein. In spezialisierten Märkten sind verlässliche Daten zu Angebot, Nachfrage oder Lagerbeständen häufig schwer zugänglich. Umso wichtiger ist eine breite Streuung über verschiedene Metalle und Anlageinstrumente, um Risiken zu reduzieren. 

Industriemetalle – sinnvoll fürs Depot?

Trotz dieser Herausforderungen bieten Industriemetalle Anlegern interessante Chancen, beispielsweise zur Diversifikation oder als Beteiligung an den Megatrends Elektrifizierung, Infrastruktur und Digitalisierung.


Für die meisten Privatanleger sind indirekte Investments über börsengehandelte Produkte, Rohstoffaktien oder breit gestreute Fonds der praktikabelste Weg. Wer Industriemetalle als strategische Beimischung mit langfristigem Horizont versteht, kann gezielt vom wachsenden Rohstoffbedarf profitieren.

Quellen:

1 International Energy Agency (IEA)/Global Critical Minerals Outlook 2025 (https://www.iea.org/reports/global-critical-minerals-outlook-2025)

2 International Copper Study Group/World Copper Factbook 2024 (https://icsg.org/copper-factbook/)

3 USGS, World Steel Association, ILZSG, IEA