10.11.2023 Lesezeit: ca. 5 Minuten
Mit der Wahl Sanae Takaichis zur ersten Premierministerin Japans am 21. Oktober 2025 beginnt für das Land eine neue politische und wirtschaftliche Phase. Gleichzeitig hat Warren Buffett seine Beteiligungen an japanischen Unternehmen ausgebaut. Beide Entwicklungen verstärken den Fokus internationaler Anleger auf Japan und eröffnen neue Perspektiven für den Aktienmarkt.
Fazit
- Sanae Takaichi ist Japans erste Premierministerin und setzt auf fiskalische Impulse sowie Investitionen.
- Warren Buffett hält rund 30 Mrd. US-Dollar an Japan-Aktien.
- Mit ETFs können Anleger breit in den japanischen Aktienmarkt investieren.
Sanae Takaichi will Stabilität und Wachstum verbinden
Sanae Takaichi, die Vorsitzende der regierenden Liberal Democratic Party (LDP), gilt als Vertreterin des nationalkonservativen Flügels. Sie ist politisch traditionsbewusst und wirtschaftlich pragmatisch. Sie steht für eine Politik, die Sicherheit und Wachstum gleichermaßen betont. Ihre wirtschaftliche Linie orientiert sich an den Grundsätzen des früheren Premierministers Shinzo Abe, dessen „Abenomics” – eine Mischung aus hohen Staatsausgaben und expansiver Geldpolitik – Japan nach Jahren der Stagnation wieder Schwung verleihen sollten.1
Im Zentrum ihrer Agenda steht eine aktive Fiskalpolitik mit gezielten Ausgabenprogrammen für Infrastruktur, Technologie und Energie, um Beschäftigung und Konsum zu stützen, ohne dabei die Steuern zu erhöhen. Gleichzeitig plädiert Takaichi dafür, dass die Bank of Japan ihre ultra-lockere Geldpolitik beibehält – der aktuelle Leitzins beträgt 0,50 %.2 Eine zu frühe Zinswende könnte die fragile wirtschaftliche Erholung gefährden.
Ein weiteres Schlüsselthema ist die sogenannte „ökonomische Sicherheit“, also Investitionen in strategisch wichtige Sektoren wie Halbleiter, Energieinfrastruktur und digitale Technologien, um Japan unabhängiger von globalen Lieferketten zu machen.
Chancen und Risiken am japanischen Aktienmarkt
Diese Politik könnte für Anleger neue Impulse bedeuten. Ein längeres Niedrigzinsumfeld würde die japanischen Aktienmärkte stützen, da sich Unternehmen weiterhin günstig finanzieren können. Zugleich könnten staatliche Investitionsprogramme die Nachfrage in Zukunftsbranchen wie Technologie, Energie oder Industrieausrüstung ankurbeln.
Trotz der neuen Impulse bestehen erhebliche Risiken. So ist Japans Staatsverschuldung mit 216,2 % des Bruttoinlandsprodukts außergewöhnlich hoch, während die Quote in Deutschland bei 62,4 % liegt.3 Gleichzeitig altert die Bevölkerung rapide. Das Durchschnittsalter beträgt 49,8 Jahre, der weltweite Mittelwert liegt nur bei 30,5 Jahren.4 Diese demografische Entwicklung belastet den Arbeitsmarkt und die Binnennachfrage.
Auch das Wirtschaftswachstum bleibt schwach: Der Internationale Währungsfonds erwartet für das Jahr 2026 lediglich ein Plus von 0,6 %.5 Hinzu kommt, dass Premierministerin Sanae Takaichi über keine Parlamentsmehrheit verfügt, was die Umsetzung ihrer Reformpläne erschweren könnte. Ein sensibles Thema bleibt auch die Währungspolitik, denn ein schwacher Yen verteuert Importe und belastet Verbraucher, während eine Aufwertung die Exportgewinne schmälert und den Außenhandel bremst.
Warren Buffett investiert massiv in Japan
Während die Regierung die Wirtschaft ankurbeln will, setzt einer der erfolgreichsten Investoren der Welt bereits seit längerem auf japanische Unternehmen. In den letzten Monaten hat Warren Buffett über seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway seine Anteile an den großen Handelshäusern Mitsui & Co., Mitsubishi Corp., Itochu, Sumitomo und Marubeni weiter erhöht.6
Buffetts Engagement umfasst inzwischen rund 30 Mrd. US-Dollar.7 Seine Strategie ist langfristig angelegt. Er sieht in Japan eine stabile Wirtschaft mit verlässlicher Unternehmensführung und günstiger Bewertung, was seinem Investmentstil entspricht.
Was Anleger aus Buffetts Japan Investments lernen können
Anleger sollten jedoch beachten, dass Buffett in langen Zeiträumen denkt. Kurzfristige Marktbewegungen oder Währungsschwankungen sind für ihn zweitrangig, für Privatanleger jedoch nicht immer leicht auszuhalten. Wer in Japan investiert, sollte dies als strategische Beimischung und nicht als kurzfristigen Trade verstehen.
Wie in Japan investieren
Anleger, die an der Entwicklung des japanischen Aktienmarktes partizipieren möchten, haben mehrere Möglichkeiten. Erfahrene Anleger können beispielsweise gezielt in Einzeltitel von Unternehmen investieren, die ihrer Ansicht nach von der Politik Takaichis profitieren könnten.
Für die meisten Anleger sind ETFs auf den japanischen Aktienmarkt die einfachere und oft effizientere Lösung. Breite Indexfonds auf den MSCI Japan oder den FTSE Japan bilden die wichtigsten Unternehmen des Landes ab und bieten eine gute Diversifikation über verschiedene Branchen hinweg.
- Amundi Core MSCI Japan UCITS ETF (ISIN: LU1781541252)
- iShares Core MSCI Japan IMI UCITS ETF USD (Acc) (ISIN: IE00B4L5YX21)
- Xtrackers MSCI Japan UCITS ETF (ISIN: LU0274209740)
- Vanguard FTSE Japan UCITS ETF USD (ISIN: IE00B95PGT31)
Wie sehen Sie die Zukunft des japanischen Aktienmarkts? Diskutieren Sie mit anderen Anlegerinnen und Anlegern in unserer Reddit-Community und teilen Sie Ihre Einschätzung zu Chancen und Risiken. Wir freuen uns auf Ihre Meinung und den Austausch zu Ihren Erfahrungen mit Japan-Investments.
Quellen:
1 Reuters (https://www.reuters.com/world/asia-pacific/japans-new-coalition-eyes-big-spending-not-abenomics-20-2025-10-23/), Tagesschau (https://www.tagesschau.de/ausland/asien/japan-regierung-ministerpraesidentin-100.html)
3 CEIC (https://www.ceicdata.com/en/indicator/japan/government-debt--of-nominal-gdp)
4 World Economics (https://www.worldeconomics.com/Processors/Demographics-Countries-MedianAge.aspx?Country=Japan)
6 Morning Star (https://www.morningstar.com/stocks/why-warren-buffett-likes-japanese-trading-companies), Berkshire Hathaway (https://www.berkshirehathaway.com/letters/2024ltr.pdf)
7 Investopedia (https://www.investopedia.com/warren-buffett-s-investments-in-japanese-companies-11800550)