22.07.2025 Lesezeit: ca. 5 Minuten
Wenn draußen die Temperaturen steigen, schlägt die Stunde der Eiscreme – und für Unilever die der Investoren. Denn was für Verbraucher eine süße Erfrischung bedeutet, wird für den Konsumgüterriesen zum heißen Börsengeschäft. Inmitten der Hochsaison für Stieleis, Becherkreationen und Softeis-Klassiker nutzt Unilever die Aufmerksamkeit und startet einen spektakulären Schritt: Noch in diesem Jahr soll die traditionsreiche Eissparte des Unternehmens eigenständig an die Börse gehen.
Unter dem neuen Namen The Magnum Ice Cream Company (TMICC) will sich das Eisgeschäft von Unilever nicht nur auf der Zunge zergehen lassen – sondern künftig auch Anlegerherzen höherschlagen lassen. Mit im Gepäck: bekannte Marken wie Magnum, Cornetto, Langnese und Ben & Jerry’s, die künftig nicht nur aus der Truhe, sondern auch aus dem Aktiendepot Freude bringen sollen. Der geplante Börsengang verspricht nicht nur frischen Wind für das Eisregal, sondern auch neue Impulse für die Investmentwelt.
Inhaltsverzeichnis:
- Schweizer essen am meisten Eis
- Eis sorgt für bleibende Erinnerungen
- Was über den Börsengang von The Magnum Ice Cream Company bisher bekannt ist
- Das größte unabhängige Eisunternehmen der Welt
- Ob zu Hause oder unterwegs – Eis für alle, überall
- Marktchancen nutzen mit der Drei-Kugeln-Strategie
- Zwischen Eiszeit und Effizienz liegt eine Eigenständigkeit mit Potenzial und Herausforderungen
- Eiscreme im Bauch, Eis-Aktie im Depot
Schweizer essen am meisten Eis
3 Facts:
- Unilever plant, The Magnum Ice Cream Company im 4. Quartal 2025 als eigenständiges Eisunternehmen an die Börse zu bringen.
- TMICC setzt auf eine Drei-Kugeln-Strategie: Omnichannel, neue Eiskreationen und Premiumprodukte.
- Mit klarer Eigenständigkeit will TMICC durch Effizienzsteigerung und optimierte Prozesse rund 500 Mio. Euro einsparen.
Eis sorgt für bleibende Erinnerungen
Was über den Börsengang von The Magnum Ice Cream Company bisher bekannt ist
Die emotionale Kraft von Eiscreme ist auch wirtschaftlich von Bedeutung. Unilever hat seine Eissparte inzwischen vollständig abgespalten. Dem liegt die strategische Entscheidung zugrunde, sich künftig auf 30 sogenannte Power Brands zu konzentrieren, die rund 70 % des Konzernumsatzes erwirtschaften. Mit einem Umsatzanteil von 13,7 % im Jahr 2024 war das Eisgeschäft mit Abstand das kleinste Segment. Auch die Gewinnmargen sind konzernweit die niedrigsten. Zudem ist es deutlich saisonaler geprägt als andere Kategorien wie Fertiggerichte (z. B. Knorr), Körperpflegeprodukte (Dove) oder Waschmittel (Coral). Nicht zu unterschätzen ist auch die Kapitalintensität des Eiscremegeschäfts, allein schon wegen der durchgängigen Kühlung entlang der gesamten Lieferkette.
Unter dem Namen The Magnum Ice Cream Company wird das Unternehmen eigenständig agieren. Geplant ist der IPO für das vierte Quartal 2025. Der Hauptsitz liegt in den Niederlanden. Die Aktien sollen in Amsterdam, London und New York gelistet werden. Am 9. September findet ein Capital Markets Day statt, auf dem weitere Details zum geplanten IPO erwartet werden.3
Das größte unabhängige Eisunternehmen der Welt
Ob zu Hause oder unterwegs – Eis für alle, überall
Marktchancen nutzen mit der Drei-Kugeln-Strategie
Eiscreme ist längst mehr als nur ein Dessert. Sie ist Teil des rund 470 Mrd. Euro schweren globalen Snacking-Marktes, der für die kleinen Sünden zwischendurch steht. Auf Speiseeis entfallen davon etwa 75 Mrd. Euro. In den vergangenen zehn Jahren zeigte dieses Segment stabile Zuwächse, die sich laut den Unilever-Prognosen mit einem jährlichen Wachstum von 3 bis 4 % fortsetzen sollen.7
Um dieses Potenzial gezielt zu nutzen, verfolgt TMICC eine klare Drei-Kugeln-Strategie. Jede Kugel steht für einen zentralen Wachstumsbereich:
- Der Ausbau der Vertriebswege: Das Unternehmen ist im Lebensmitteleinzelhandel, im Away-from-Home-Geschäft und auf digitalen Plattformen präsent und stärkt diese Kanäle weiter.
- Neue Eiskreationen: Kleinere Portionsgrößen, saisonale Varianten und eine größere Sortenvielfalt sollen das Eisangebot auch abseits des Hochsommers attraktiv machen.
- Premiumisierung des Sortiments: TMICC setzt auf hochwertige Zutaten, besondere Geschmackskombinationen und starke Marken, um Eis als bewussten Genuss zu positionieren.
So wird aus drei strategischen Kugeln ein Rezept, mit dem der alleinige Fokus auf das Eisgeschäft gezielt in nachhaltiges Wachstum übersetzt werden soll. Aber kann das auch funktionieren?
Zwischen Eiszeit und Effizienz liegt eine Eigenständigkeit mit Potenzial und Herausforderungen
Für TMICC bedeutet die Abspaltung des Eisgeschäfts von Unilever neue unternehmerische Freiheit und die Möglichkeit, eigene Stärken gezielter auszuspielen. Vor allem die vergleichsweise niedrigen Gewinnmargen – ein möglicher Grund für die Trennung von Unilever – machen Nachbesserungen erforderlich. Ein zentrales Ziel ist es deshalb, durch schlankere Prozesse, effiziente Beschaffung und eine optimierte Lieferkette mittelfristig rund 500 Mio. Euro an Produktivitätsgewinnen zu realisieren.⁸ Auch die Organisationsstruktur wird vereinfacht. Weniger Hierarchieebenen, klarere Verantwortlichkeiten und moderne IT-Strukturen sollen die Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Das ist auch nötig, denn das Eiscremegeschäft ist nicht ohne Herausforderungen. Es ist stark saisonal geprägt, rund 55 % der Jahresumsätze entfallen auf die Monate Mai bis September. Steigende Rohstoffpreise und ein intensiver Wettbewerb setzen der Branche ebenfalls zu. Vor allem Handelsmarken und Billiganbieter im Lebensmitteleinzelhandel sorgen für anhaltenden Preisdruck. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten greifen viele Konsumentinnen und Konsumenten wegen der deutlichen Preisunterschiede verstärkt zu den günstigeren Eigenmarken oder Großpackungen. Hinzu kommen hohe Anforderungen an Kühlung und Logistik sowie wachsende Erwartungen in Sachen Nachhaltigkeit.
Darüber hinaus stellt auch das gestiegene Bewusstsein für eine gesunde Ernährung das klassische Eisgeschäft vor Anpassungsdruck, etwa durch die zunehmende Nachfrage nach zuckerreduzierten oder pflanzlichen Alternativen.
Eiscreme im Bauch, Eis-Aktie im Depot
Quellen:
1 Statista (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36631/umfrage/pro-kopf-verbrauch-von-speiseeis/)
2 Unilever (https://www.unilever.com/files/introduction-to-the-magnum-ice-cream-company.pdf, Seite 4)
3 Unilever (https://www.unilever.com/investors/the-magnum-ice-cream-company-demerger/)
4 imarc (https://www.imarcgroup.com/ice-cream-manufacturing-companies)
6 Unilever (https://www.unilever.com/files/introduction-to-the-magnum-ice-cream-company.pdf, Seite 11)
7 Unilver (https://www.unilever.com/files/introduction-to-the-magnum-ice-cream-company.pdf, Seiten 14 und 15)
8 Unilever (https://www.unilever.com/files/introduction-to-the-magnum-ice-cream-company.pdf, Seite 37)