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Anlagetrends Frischer Wind für Ihr Portfolio

Im Fokus: Zinsgipfel erreicht – was bedeutet das für Sparer?

War es das? Diese Frage hat der Kapitalmarkt im Hinblick auf weitere Zinserhöhungen durch die Notenbanken in den USA und Europa für sich im November bereits mit einem „Ja“ beantwortet. Denn die Marktzinsen befinden sich im Sinkflug, und zwar überall in den Industrieländern.

Die Zinsen zehnjähriger US-Staatsanleihen sind vom Hoch im Oktober von 5 auf 4 Prozent gesunken und in Deutschland von 3 auf 2 Prozent (siehe Abbildung 3). Die Marktzinsen von Anleihen entsprechen ihrer Rendite bis zum Laufzeitende. Sie fällt, wenn der Kurs der Anleihen aufgrund zunehmender Nachfrage steigt in Erwartung, dass das Zinsniveau in Zukunft tiefer liegen wird1.

Der Grund für den Optimismus der Finanzmarktakteure ist die gesunkene Inflation. Im November lag diese in der Eurozone bei 2,40 %. Im Vormonat lag sie noch bei 2,90 % und vor einem Jahr bei 10,10 % (siehe Abbildung 1). EZB-Direktorin Isabel Schnabel bezeichnete den Inflationsrückgang als „bemerkenswert“. Damit rückt das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank in Höhe von 2 % immer näher. Die Währungshüter hatten seit Sommer 2022 die Zinsen zehn Mal in Serie angehoben, um der stark gestiegenen Inflation entgegenzutreten2. Auf der jüngsten Sitzung am 14. Dezember beließ die EZB-Chefin Lagarde erneut den Leitzins unverändert. Allerdings betonte sie in der anschließenden Pressekonferenz, dass man Zinssenkungen im EZB-Rat nicht besprochen habe und dass zwischen Zinserhöhung und -Senkung „ein ganzes Plateau“ liege, auf dem das Zinsniveau für eine Weile verharren könnte3.

Abbildung 1

Entwicklung Leitzins vs. Inflation

Zinsgipfel erreicht: und nun?

Was heißt das, wenn der Zinsgipfel mehr oder weniger erreicht sein dürfte? Ein offensichtlicher Aspekt dürfte sein, dass Anleger jetzt nicht mehr auf weiter steigende Sparzinsen setzen sollten, zumindest nicht im kurzfristigen Bereich. Denn für die Festsetzung der kurzfristigen Zinsen eines Landes sind die Notenbanken durch ihren Leitzins verantwortlich4. Im Moment erhalten Banken und Sparkassen für das Geld, das sie bei der EZB parken, 4 % Zinsen. Den sogenannte Einlagensatz. Diesen können Banken dann zum Teil in Form von Tagesgeldangeboten an den Sparer weitergeben. Die langfristigen Zinsen hingegen bilden sich am Kapitalmarkt, wo die Zentralbanken nur einen indirekten Einfluss haben. Hier spielen die Erwartungen der Investoren, unter anderem an das Wirtschaftswachstum und der zukünftigen Inflation, eine große Rolle. Aufgrund der Spekulation am Zinsmarkt liegen die kurzfristigen Zinsen aktuell deutlich über den langfristigen Zinsen. Die Märkte prognostizieren die erste Senkung des Leitzinses durch die EZB im März 2024. Im Durchschnitt rechnen die Markteilnehmer aktuell mit einer Senkung in Höhe von 1,5 Prozentpunkten bis zum Jahresende 20245.

Welche Zinsprodukte sind jetzt interessant für Anleger?

Die stark gestiegene Inflation hat die Notenbanken veranlasst die Zinsen im vergangenen Jahr deutlich anzuheben (siehe Abbildung 1). Nach vielen Jahren niedriger Zinsen bieten Banken und andere Emittenten wieder Zinsanlagen, die wieder eine positive Realrendite erwirtschaften, d. h. deren Zinsen über der Inflationsrate liegen. Daher ist die risikoarme Geldanlage für Anleger wieder eine Option. Auf der einen Seite gibt es die beliebten Tages- und Festgeldangebote, auf der anderen ETFs und aktiv gemanagte Fonds, die beispielsweise in Staats- und/oder Unternehmensanleihen investieren. Jeder dieser Anlagen bietet Vor- und Nachteile:

Tagesgeld/Festgeld

Kurzfristige Zinsen liegen aktuell deutlich über den langfristigen Zinsen, was Tagesgeld auf den ersten Blick attraktiv erscheinen lässt (siehe Abbildung 2). Sollten die Zinsen im kommenden Jahr gesenkt werden, droht ein Wiederanlagerisiko. Für die Anleger, die auf eine ständige Verfügbarkeit verzichten können, dürfte daher eine Anlage mit einer längeren Laufzeit in Erwägung gezogen werden wie beispielsweise Festgeld für 1, 3 oder auch 5 Jahre.

Fazit: Auch wenn das Zinsniveau bei Festgeldangeboten niedriger ist, könnte es sich lohnen die Zinsen langfristig zu sichern.

Abbildung 2

Entwicklung Renditen bei Tagesgeld und Festgeld

Einzelanleihen

Grundsätzlich können Privatanleger Staats- oder Unternehmensanleihen an der Börse kaufen. Der Vorteil ist, dass durch die bekannte Restlaufzeit mit dem investierten Kapital besser geplant werden kann. Zudem kennt der Anleger beim Kauf die zu erwartende Rendite. Voraussetzung ist, dass die Anleihe bis zum Ende gehalten wird und der Emittent den Nennbetrag zurückzahlt. Allerdings sind potenziell chancenreiche Strategien sehr schwierig für den Selbstentscheider abbildbar – hohe Stücklungen, fehlende Wertpapierprospekte, komplexe Anleihebedingungen sowie teilweise geringe Handelsvolumina. Ein tiefes Wissen ist bei der Selektion eine Voraussetzung, um entscheiden zu können, welche Papiere attraktiv bewertet sind. Schließlich müssen mehrere Titel ins Depot, um das Risiko zu streuen.

Fazit: ein Produkt, das nur für Profis geeignet ist.

Aktiv gemanagte Fonds

Das Renditeniveau von Anleihen erscheint trotz des jüngsten Rückgangs der langfristigen Renditen noch immer auf einem historisch attraktiven Niveau, insbesondere das von europäischen Unternehmensanleihen im Investment-Grade-Bereich (Abbildung 3). Das Investment Grade umfasst dabei Anleihen mit mittlerer oder hoher Bonität.

Abbildung 3

Trendwende bei den Renditen von Unternehmensanleihen

Neben der Diversifikation bieten Rentenfonds den großen Vorteil, dass Anleger und Anlegerinnen bereits mit geringem Anlagekapital Zugang zu den Rentenmärkten haben – geradezu Anleihen, die sonst nur institutionellen Anlegern vorbehalten sind. Fonds werden zudem von erfahrenen Fondsmanagerinnen und Fondsmanagern verwaltet, die umfangreiche Kenntnisse bei der Bewertung und Auswahl von Anleihen haben. Zu den Nachteilen gehören jedoch die höheren Verwaltungsgebühren.

Fazit: für Privatanleger könnte ein Anleihefonds ein guter Baustein für ein ausgewogenes Portfolio sein.

Laufzeit-ETFs

Den Vorteil der festen Laufzeit, wie bei den Einzelanleihen, bieten auch sogenannte Laufzeit-ETFs. Laufzeit-ETFs investieren in Unternehmensanleihen mit ähnlichen Laufzeiten und zahlen am Ende das investierte Kapital an den Anleger zurück. Ein wesentlicher Pluspunkt ist die Diversifikation und die Zugänglichkeit zu Anleihen, die für Retail-Investoren, also Privatanleger, sonst nicht erhältlich sind. Hält man den ETF bis zur Endfälligkeit ist die zu erwartende Rendite beim Kauf fest. Allerdings muss dieser sich dann um die Wiederanlage kümmern. Das kann je nach Präferenzen ein Nachteil darstellen. Wie alle ETFs sind auch diese an einer Börse gelistet und somit täglich handelbar. Dennoch ist zu beachten, dass die Liquidität von Unternehmensanleihen im Allgemeinen geringer ist als bei Aktien. Dies kann den Handel in schwierigen Marktphasen erschweren, von dieser Problematik könnten auch Laufzeit-ETFs betroffen sein. Anders als bei aktiv gemanagten Fonds ist die Gesamtkostenquote sehr gering.

Fazit: für Privatanleger, die ihr Geld über einen festen Zeitraum anlegen möchten, weil sie wissen, wann sie ihr Geld wieder benötigen, sind Laufzeit-ETFs eine attraktive Alternative.
 

Beispielhafte Laufzeit-ETFs

Anleihen-ETFs mit Fälligkeitsdatum bieten die Emittenten iShares und Xtrackers

Die iBonds von iShares bilden den Bloomberg MSCI EUR Corporate ESG Screened Index mit der jeweiligen Endfälligkeit nach. Der Index bietet Zugang zu Unternehmensanleihen mit Investment Grade Rating, die auf EUR lauten. Nach Laufzeitende wird der ETF geschlossen. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,12 % p. a.6: